456 Hydranten und ungewohnte Wasserbilder

Mehr als nur eine chemische Verbindung: Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven vermittelten Cornelia Büchi von den Stadtwerken Gossau sowie Architekt und Geomant Philipp Hostettler beim Frauennetz-Anlass zum Thema «Wasser» neues Wissen und Inputs über das Lebenselement.

Hahn aufdrehen und das Wasser fliesst. Und dies in bester Trinkqualität. Was es alles dazu braucht, erklärten Cornelia Büchi, Mitglied der Geschäftsleitung sowie Leiterin Markt und Energie der Stadtwerke Gossau, und Brunnenmeister Ivo Nussmüller. Die Trinkwasserversorgung funktioniere wie ein Lebensmittelbetrieb. Es müssen strenge Richtlinien und Regeln eingehalten werden. In der Schweiz haben wir den Vorteil, dass das Wasser direkt aus natürlichen Ressourcen, wie zum Beispiel aus Quellen oder dem Grundwasser, gefasst wird. «Damit das Wasser bis in die Haushalte gelangt, ist eine grosse Infrastruktur nötig», sagte Cornelia Büchi. Sie lieferte gleich auch interessante Zahlen dazu: Das Gossauer Hauptleitungsnetz ist 80 Kilometer lang, es gibt 456 Hydranten und 2290 Wasserzähler. Nur wenn die ganze Infrastruktur gut unterhalten werde, könne man auch den Qualitätsansprüchen gerecht werden und die Regeln einhalten, sagt Cornelia Büchi.

Höchster Wasserverbrauch in Bad und Küche

Etwas mehr als 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr stellen die Stadtwerke Gossau bereit. Jede Gossauerin und jeder Gossauer verbraucht im Tag im Schnitt 135 Liter. Dreiviertel davon verbrauchen wir in Bad und Küche, allen voran für die WC-Spülung und das Duschen und Baden. 63% des Gossauer Trinkwassers kommt aus dem Grundwasser, 21% ist Quellwasser und die restlichen 15% ist Fremdwasser von der Regionalen Wasserversorgung St. Gallen AG (RWSG) und von Herisau. Gespeichert wird das Wasser in drei Reservoirs, gibt es in einem ein Problem, dann übernimmt ein anderes.

Brunnenmeister Ivo Nussmüller ist für die Qualität besorgt. Er nimmt regelmässig selbst Proben. Zusätzlich prüft der Kanton das Wasser. Es gibt sowohl bakterielle als auch chemische Proben. «Sobald wir eine Verschmutzung feststellen, müssen wir entsprechend informieren», sagt Ivo Nussmüller. Schutzzonen rund um die Grundwasserfassungen schützen das Trinkwasser, damit es nicht verunreinigt wird. Sie sind ein wichtiger Teil der Qualitätssicherung.

Wasser als Menschenrecht

2010 hat die UNO Wasser als Menschenrecht anerkannt. 1,2 Milliarden Menschen sind ohne sicheren Wasserzugang. Seit 2019 engagiert sich die Stadt Gossau bei der internationalen Initiative «Blue Community». Diese unterstützt das Recht auf Wasser und setzt sich dafür ein, dass die Wasserversorgung in der öffentlichen Hand bleibt. Zudem will sie die Menschen dazu anregen, wieder mehr Leitungswasser zu trinken. Im Rahmen ihres Engagements hat die Stadt Gossau in Ghana einen Wasserkiosk unterstützt. Hier erhalten die Menschen für wenig Geld sauberes Wasser.

Wasser transportiert Gefühle

Der Architekt, Baubiologe und Geomant Philipp Hostettler hat während 15 Jahren das Phänomen Waser untersucht. Denn Wasser verhält sich durchaus auch sehr unwissenschaftlich. So zeigte er zum Beispiel Bilder, bei denen Wassertropfen, die auf einer Klangmembran lagen, beschallt wurden. Physikalisch nicht erklärbar ist, wie die Tropfen sich dann bewegen oder wie sie ihre Form verändern. Faszinierend sind auch Bilder von Eiskristallen, deren Struktur sich durch Gefühle ändern.
So berichtet Hostettler auch von einem Wasserforscher, der sich von verschiedenen Menschen Wasser in Flaschen schicken liess. Diese wurden zuvor den Absendern ans Herz gelegt. Anschliessend untersuchte der Forscher das Wasser unter dem Mikroskop und machte Bilder. Das Bild des Wassers einer Frau zeigte deutlich eine schwangere Frau. Beim Verschicken der Flasche wusste diese noch nicht, dass sie ein Kind erwarte, erzählt Hostettler. Er schloss seinen beeindruckenden Vortrag mit dem Aufruf, Wasser bewusster wahrzunehmen.
Den Ausklang des Abends bildete die Wasserbar. Hier konnte das Publikum verschiedene Arten von Wasser kosten und – endlich wieder von Angesicht zu Angesicht – die Gedanken austauschen.

Notiert: Simone Künzle

Bilder: Bettina Mattes

Von |2021-09-29T20:28:07+02:0029. September 2021|Frauen, Politik, Vernetzen|0 Kommentare

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