Von Pac Man und Donkey Kong bis zu Gardenscapes und Clash Royale

  • gelber Game Boy

804 545 Spiele-Apps zählt der App Store von Apple im April 2018. Was wir heute so selbstverständlich auf unseren Smartphones spielen, begann in den späten 1950er Jahren mit einem Gag für den Tag der offenen Tür eines amerikanischen Forschungszentrums.

Wer in den frühen 1980er Jahren aufgewachsen ist, der kennt sie noch: die bunten Spielautomaten in den Restaurants, Hotels und Einkaufszentren. An ihnen verspielte so manch einer oder eine das Sackgeld. Für einen Franken gab es Pac Man, Space Invaders, Donkey Kong, u.a. Ob Automat, PC- und Konsolenspiele oder Spiele-Apps unsere Spielleidenschaft nimmt stetig zu und beschert der Gameindustrie Jahr für Jahr wachsende Umsätze.

Schlange stehen für «Tennis for Two»

Tennis for Two

«Tennis for Two» gilt als das erste Videospiel. Entwickelt und konstruiert hatte es der amerikanische Physiker William Higinbotham am Forschungszentrum Brookhaven National Laboratory östlich von New York. Die Skizze des Schaltplans hatte er in zwei Stunden gezeichnet, die Konstruktion dauerte dann allerdings drei Wochen. Das einfache Spiel zeigte einen Tennisplatz von der Seite. Die Spieler mussten per Knopf den Ball über ein Netz schlagen, mit einem Knauf konnten sie den Abprallwinkel einstellen. Ein beweglicher Punkt, ein waagrechter Strich und drei senkrechte Linien auf einem 12,5 Zentimeter-Bildschirm – mehr bot das Spiel nicht. Trotzdem standen die Besucher Schlange, nur um einige Minuten gegeneinander anzutreten. Higinbotham entwickelte das Spiel in den Jahren darauf weiter, es blieb aber nur eine Attraktion für ähnliche Anlässe. Das Potenzial des Spiels hatte er zwar erkannt, er empfand es aber nicht als wichtig für seine Arbeit und beantragte deshalb auch kein Patent.

Pong

Space Invaders, Pac Man und Donkey Kong

Richtig populär wurde 1972 das Nachfolgespiel «Pong», erfunden vom deutsch-amerikanischen Spieleentwickler und gelernten Fernsehtechniker Ralph Baer und herausgegeben von Atari, Hersteller für Spielkonsolen, Heimcomputer und Computerspiele. Dies ist die Geburtsstunde der Münz-Spielautomaten. «Pong» funktioniert wie Tischtennis. Jeder der Spieler steuert mit einem Drehknopf seinen Schläger, einen senkrechten Strich, und wehrt den «Ball» ab. Wer ihn durchlässt, verliert einen Punkt. Grosse Erfolge feierten danach heutige Spieleklassiker wie Space Invaders (1978), Pac Mac (1980), Donkey Kong (1981).

 

Spielautomaten

Spielautomaten waren in den 1970er und frühen 1980er Jahre populär.

PCs laufen den Videokonsolen den Rang ab

Kassenschlager Super Mario Bros. (Bild: Nintendo)

1983 brach die Videospielbranche allerdings ein. Grund dafür war einerseits eine Flut schlecht konzipierter Games aber vor allem die zunehmende Verbreitung von PCs. Sie waren damals den Videokonsolen technisch überlegen, zudem konnte bequem Zuhause gespielt werden und die Spiele liessen sich relativ einfach kopieren.

Die Baisse hielt nicht lange an. Aus Japan kam die Antwort: Nintendo. 1983 brachte die Firma mit Famicom die erste 8-Bit-Spielkonsole auf den Markt, 1985 veröffentlichte sie das Spiel Super Mario Bros. und begründete damit eine neue Ära bei den Videospielen. Jahrzehntelang war es mit 40 Millionen Exemplare das das meistverkaufte Videogame. 1993 kam sogar ein Spielfilm mit Mario in der Hauptrolle in die Kinos. Bis 2010 gilt die Super-Mario-Reihe mit 240 Millionen verkauften Spielen als die erfolgreichste Videospielreihe. 1989 gelang Nintendo mit dem Game Boy, die erste Handheld-Konsole, wieder ein Coup.

Realitätsnahe Simulationen dank 3-D-Grafik

Die 1990er Jahre brachten die 3-D-Grafik und besseren Sound. Bei den Konsolen kämpfen Playstation, Nintendo, Sega und später die Xbox um Marktanteile. 3-D-Grafik-Beschleunigerkarten sorgten bei PCs für eine bessere Grafikdarstellung. Die Spiele werden immer aufwendiger und realitätsnäher. 1991 erschienen die ersten echten Ego Shooter-Spiele wie Wolfenstein 3D oder Doom, bei denen der Spieler aus der eigenen Perspektive in einer 3-D-Spielwelt agiert. Nach diesem Prinzip funktionieren auch Renn- oder Flugsimulationsspiele. 1996 erschienen mit Tomb Raider, Resident Evil, Super Mario 64 und vor allem der Pokémon-Reihe gleich mehrere sehr erfolgreiche Spiele. Ende der 1990er Jahre waren vor allem Gesellschafts-, Musik- und Simulationsspiele (z.B. The Sims) beliebt. Kurz vor der Jahrtausendwende erschienen zudem erstmals netzwerk- und onlinefähige PC-Games und die Spielgemeinde feierte erste LAN-Parties, an denen mehrere Computer vernetzt wurden.

Umsatzstarke Spiele-Apps

Feierte weltweit einen Riesenerfolg: Angry Birds.

Mit dem ersten Smartphone 2007, dem iPhone 2G, kamen die ersten Spiele-Apps. Sie unterscheiden sich um Welten von den frühen Handy-Spielen wie Tetris oder Snake. 2008 eröffnete Apple seinen App Store, ein Jahr später folgte Google mit Android Market, heute Google Play. Die Machart der Spiele aus den 1980er und 1990er Jahren erlebte ein Revival, sie waren einfach zu programmieren, brauchten kein Entwickler-Team und konnten zu einem günstigen Preis verkauft werden. Das enorme Potenzial zeigte aber vor allem der Riesenerfolg weltweit von «Angry Birds» 2009. Infolge wuchs die Zahl der Spiele für iOS und Android rasant, auch die Qualität nahm stark zu. 804 545 Spiele-Apps zählt der App Store im April 2018 gemäss der Statistikseite statista.de. Mit fast 25% ist sind sie die beliebtest App-Kategorie. Das weltweit umsatzstärkste Spiel im Google Play Store ist im März 2018 laut priordat.com das Puzzlespiel «Candy Crush Saga» mit 52,5 Millionen USD. In Deutschland generierte «Gardenscapes» im Januar 2018 mit 5,43 Mio. USD den höchsten Umsatz, gefolgt von «Clash Royale» mit 3,77 Mio. USD. Bei den iPhone-Apps führt «Clash Royale» mit 2,28 Mio die Liste an. Für die Schweiz hat der Tagesanzeiger die beliebtesten iPhone-Apps für 2017 aufgelistet. Den ersten Platz belegt bei den Gratisspielen Super Mario Run, bei den Bezahlspielen ist es Minecraft.

Und was bringt uns die Zukunft?

Bis 2020 soll gemäss dem Marktanalyse-Unternehmen App Annie der Umsatz bei mobilen Spielen weltweit auf 74,6 Mrd. USD wachsen. Im Vergleich zu 2015 mit einem Umsatz von 34,8 Mrd. USD wäre das eine Zunahme von 114%. 4 von 10 Downloads aus den App-Stores waren 2015, ihr Anteil am Gesamtumsatz machte 85% aus. Für 2018 orten die Analysten von App Annie viel Potenzial im Bereich der Augmented-Reality-Spiele à la Pokémon Go.

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Bild: Pat Kwon on Unsplash

Von |2018-04-16T21:56:05+02:0016. April 2018|Allgemein, Events, Wirtschaft|0 Kommentare

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