Supercomputer schlagen uns im Spiel

  • Bild der Quizkonsolen mit Watson

Es war ein symbolträchtiger Sieg: Die Künstliche Intelligenz gewinnt in der Quizshow Jeopardy gegen die besten menschlichen Spieler. Plötzlich galt nicht mehr, was der Mensch bis anhin dem Computer voraus hatte: Wortspiele, Ironie oder Zwischentöne richtig zu deuten.

Zum ersten Mal verstand ein Computer nicht nur eine gesprochene Frage, sondern beantwortet sie sogar, indem er die richtigen Zusammenhänge herstellte. Das machte Watsons Leistung so aussergewöhnlich. 2011 hatten die Forscher damit endlich erreicht, woran sie schon seit Jahrzehnten arbeiteten. Jeopardy ist eine amerikanische TV-Quizshow, bei der drei Kandidaten gegeneinander antreten. Sie erhalten Antworten aus verschiedenen Themenkategorien und müssen, schneller als ihre Gegner, die passende Frage dazu formulieren. Gefragt ist also neben Sachwissen und einer schnellen Reaktion auch die Fähigkeit, nicht einfach ein Stichwort zu rufen. Seit der ersten Ausstrahlung 1964 ist die Show eine der populärsten in den USA.

200 Mio. Seiten in 3 Sekunden

Es dauerte allerdings einige Runden bis Watson, damals noch so gross wie ein Zimmer, seinen Konkurrenten wirklich davonzog. Auch beantwortete er längst nicht alle Fragen richtig. So musste er etwa bei Fragen zu Europa passen, auch den Bösewicht aus Harry Potter, Voldemort, kannte er nicht. Trotzdem schnitt Watson insgesamt sehr gut ab. Wie die Forscher von IMB bei der Show mitfieberten siehst du in diesem Video.

«KI-Systeme können nicht denken, sie simulieren das Denken»

Wie löste er seine Aufgabe? Kann Watson wirklich um die «Ecke denken», also Assoziationen herstellen? Nein, Computer würden in Statistiken denken, sagt Karin Vey, Trend- und Innovationsexpertin am ThinkLab der IBM Forschung. Watson war einerseits entsprechend trainiert. Andererseits ist er wahnsinnig schnell. In 3 Sekunden wertet er 200 Millionen Inhaltsseiten aus, erarbeitet mögliche Lösungen und wählt die statistisch sinnvollste aus. Ein Beispiel. Die Antwort lautete: Es hängt an der Wand und geht zweimal pro Tag richtig, auch wenn es kaputt ist. Watson errechnete folgende mögliche Lösungen: Uhr, Nägel, Auto, wobei er die Uhr mit 87% als die sinnvollste auswählte. Das zeigt deutlich, dass Computer anders ticken als Menschen. Unser gesunder Menschenverstand schliesst Auto von vorneherein aus. «KI-Systeme können nicht denken, sie simulieren das Denken», sagt Karin Vey.

Brettspiel Go

Go ist eines der ältesten Brettspiele der Welt. Bild: Donar Reiskoffer (CC BY-SA 3.0

Schach, Quiz, Go

Schach, eine Rateshow und jetzt auch noch das Strategiespiel Go. Der Sieg bei Jeopardy war das zweite Duell, das ein Supercomputer gegen den Menschen gewonnen hat. 1996 musste sich der damalige Weltmeister im Schach, Garri Kasparow, gegen Deep Blue, ebenfalls von IBM entwickelt, geschlagen geben. 2015 besiegte das selbstlernende Programm AlphaGo von Google den dreifachen europäischen Go-Meister Fan Hui mit 5:0. Im März 2016 unterlag auch der Südkoreaner Lee Sedol, einer der weltbesten Profispieler, gegen die KI. Im Mai 2017 trat der Weltranglistenerste, Ke Jie, dreimal gegen das KI-System – und verlor ebenfalls.

Go ist ein altes chinesisches Brettspiel mit 19 mal 19 Feldern. Das Prinzip ist einfach: Zwei Spieler setzen abwechselnd ihre schwarzen oder weissen Steine. Wer die Steine seines Gegners einkreisen und so mehr als die Hälfte der Spielfläche erobern kann, gewinnt. Regeln gibt es nur wenige, dafür umso mehr mögliche Stellungen (10 mit 171 Nullen). Go ist damit deutlich komplexer als Schach. Und dass die Spieler oft intuitiv spielen, macht es umso schwieriger, die Züge zu berechnen. Mit 30 Millionen Spielzügen fütterten die Forscher AlphaGo. Dann spielte das Programm unzählige Partien gegen sich selbst, lernte dabei, entwickelte neue Strategien und wurde immer besser.

«KI-Systeme sind nur in einem Gebiet intelligent.
Verschiedene Wissensgebiete können sie nicht miteinander verbinden»

Dabei darf nicht vergessen werden: Die Spielzüge, mit denen AlphaGo trainierte, stammten von den besten Go-Spielern. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis er diese schlägt. Und: Alles was AlphaGo kann, ist Go spielen. Bei einem anderen Spiel nützt dem Supercomputer sein Wissen nichts. KI-Systeme seien nur in einem Gebiet intelligent. Sie seien nicht fähig, verschiedene Wissensgebiete miteinander zu verbinden, sagt Karin Vey. Das kann bisher nur der Mensch.

Bildnachweis: Supercomputer Watson stellte die richtigen Fragen schneller als seine menschlichen Gegenspieler. Atomic Taco/Flickr

Von |2018-03-08T16:58:03+01:0019. Januar 2018|Wirtschaft|0 Kommentare

Teile diesen Beitrag auf deinem Netzwerk!

Nach oben