Sex und Gefühle – wie Intimität entsteht

  • Zwei Finger mit je einem aufgemalten weiblichen und männlichen Gesicht sowie einem roten Herzen

Offen, entspannt, spielerisch – die Zutaten für guten Sex

Die sexuelle Befreiung haben wir längst noch nicht erreicht. Im Gegenteil, sagt Vivian Dittmar. Übersexualisierte Bilder aus der Werbung und Pornofilmen schränkten unsere Sexualität ein. In ihrem Vortrag empfahl die Querdenkerin und Sexualforscherin: «Löst euch von falschen Vorstellungen und geht offener und entspannter mit der eigenen Sexualität um.»

Wie geht richtiger Sex? Ein Patentrezept hat Vivian Dittmar nicht parat. Aber interessante Einsichten darüber, was unsere Vorstellung von Sexualität bestimmt, und wie wir uns davon lösen können. «Noch nie waren wir sexuell so befreit und gleichzeitig so vereinnahmt von Bildern. Das schränkt uns ein», sagte die Autorin mehrerer Bücher zu den Themen «Gefühle» und »Beziehungen» zu Beginn ihres Vortrags «Sex und Gefühle – wie Intimität entsteht » im Schloss Oberberg. Diese Bilder verhinderten, dass wir uns auf ein einzigartiges Erleben einlassen. «So versäumen wir es, unsere Sexualität zu leben.»

«Ein offener und entspannter Umgang mit unserer Sexualität ist der Schlüssel für Intimität»

Der Boom der Pornoindustrie in den vergangenen zehn Jahren hat uns eine Flut von Bildern beschert. Dank Smartphone und Internet sind sie jederzeit und überall abrufbar, ihr Konsum hat zugenommen – bei Männern und Frauen. Selbst unsere Kinder würden solche Bilder sehen, noch bevor sie ihre eigenen Erfahrungen machten. «Diese Bilder haben immer mehr Macht über uns, sie verändern unsere Vorstellung von Sexualität.» Nur sei es eine falsche Vorstellung. Was im Film gezeigt werde, sei für die Kamera inszeniert. «Intimität entsteht im eigenen Spüren. Dann, wenn wir nackt sind, wenn wir uns zeigen, wie wir sind», sagt Vivian Dittmar.

Entweder Mutter oder Hure

Auch unser kulturelles Erbe prägt unsere Vorstellung. Wir sind innerlich gespalten zwischen Sex und Gefühlen. Das verdeutlichen die beiden weiblichen Archetypen: hier die Mutter, mit ihrer Fähigkeit zu lieben und für andere zu sorgen, dort die Hure, die ihre Lust wild und frei lebt. «Für uns Frauen ist es heute immer noch schwierig, in der Praxis beide zusammenzubringen. Wir sind meistens entweder das eine oder das andere. Dass wir im Sex beides haben dürfen, müssen wir erst noch lernen.»

«Wir müssen lernen, dass wir beim Sex beides sein dürfen: Mutter und Hure»

Ölgemälde von Maria Magdalena

Die erotische Sünderin? Maria Magdalena, gemalt von Tizian.

Jungfrau Maria mit Heiligenkranz

Jungfrau Maria: Symbol für die umsorgende Mutter.

Auch die Männern sind gespalten: Einerseits sind sie der liebevolle, schützende Vater, andererseits spüren sie diese Triebkraft, ihrer Lust zu folgen. Damit haben Frauen und Männer die gleiche Aufgabe: Sie müssen beide zuerst Herz und Lust in sich selbst vereinen. Die geschlechtertypische Aufteilung zwischen Sex und Kuscheln sei eine eine ungesunde Dualität. «Hierbei stehen sich Gegensätze unversöhnbar gegenüber. Wir müssen diese Dualität in eine gesunde Polarität verwandeln, in der die Pole sich gegenseitig bedingen.»

Zeit nehmen und Wünsche aussprechen

Wie erreichen wir das? Mit Entschleunigung und offener Kommunikation. Sich beim Sex Zeit nehmen und den Mut aufbringen, Wünsche auszusprechen. Bei Letzerem hilft ein vorher definierter Rahmen. Zum Beispiel hört der eine dem anderen drei Minuten lang zu, ohne etwas zu sagen. Danach spricht er ihn nicht ohne Erlaubnis auf das Gesagte an. «Beginnt damit, dem anderen zu sagen, was ihr am Sex oder der Beziehung wertschätzt», rät Vivian Dittmar. Mögliche weitere Themen sind: Sehnsüchte oder geheime Fantasien.

Kein Rezept aber einen Rat gibt sie den Frauen schliesslich mit auf den Weg: «Wir brauchen einen offeneren, entspannteren und spielerischen Umgang mit unserer Sexualität. Das ist der Schlüssel, der Intimität ermöglicht.»

Mehr über alte Glaubensmuster, Konditionierungen und Ängste rund um die Sexualität schreibt Vivian Dittmars in ihrem Buch «Scared Sex – Das intime Gebet». Hier findest du eine Leseprobe.

Und hier findest du die Impressionen unseres Events.

Porträt von Vivian Dittmar

Vivian Dittmar. Bild: zVg

Vivian Dittmar
Vivian Dittmar, 1978, ist Impulsgeberin, Referentin, Autorin, Seminarleiterin und Mutter. Sie begleitet als Unternehmensberaterin Unternehmer und Führungskräfte in Wandlungsprozessen hin zu einer zukunftsfähigen Wirtschaftsweise, die auf eine ganzheitliche Definition von Wohlstand und Nachhaltigkeit fokussiert. Sie lebt mit ihrer Familie in München.

 

Von |2018-03-08T16:57:31+01:003. Februar 2018|Events, Frauen|0 Kommentare

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