Mehr Macht über die eigenen Daten

  • Taube sitzt auf Überwachungskamera

Ob in der Stadt, im Bus oder im Zug, Kameras haben uns stets im Blick und unser Smartphone verrät fortlaufend, wo wir sind. Unsere Privatsphäre ist längst nicht mehr so privat, wie wir meinen. In unserer digitalen Welt müssen wir sie aktiv schützen. Und wir brauchen mehr Transparenz und Selbstbestimmung über unsere eigenen Daten, fordert Datenschutzexpertin Ursula Uttinger.

Martina Müri

Die Welt in der wir leben, wird immer smarter. Sensoren im Boden erkennen, ob wir gestürzt sind. Per App zählt die Krankenkasse unsere Schritte mit und honoriert uns, wenn wir 1000 Schritte pro Tag tun. Unternehmen vergeben Vergünstigungen und sammeln Daten über unser Einkaufsverhalten. Banken bieten ein kostenloses Budgetplanungsinstrument an und erhalten damit Einblick in sämtliche Einnahmen und Ausgaben ihrer Kunden. Mit diesen Beispielen führt Datenschutzexpertin Ursula Uttinger ihren rund 50 Zuhörerinnen am Frauennetz-Anlass zum Thema «Der gläserne Mensch» vor Augen, wo wir überall unsere Daten breitwillig Dritten überlassen. Der technologische Fortschritt schenkt uns ein Leben voller Annehmlichkeiten und wiegt uns in Sicherheit. Doch zu welchem Preis? «Big Brother is watching you» nennt es George Orwell in seinem Buch «1984». Stück für Stück geben wir unsere Privatsphäre auf.

Tipp der Datenschutzexpertin: Ab und an etwas schummeln

Ursula Uttinger rät, stets wachsam zu sein und ab und an auch etwas zu «schummeln». Etwa, wenn es darum geht, unser Geburtsdatum auf Online-Portalen preis zu geben. Die neue Datenschutzverordnung, so Uttinger, sei ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung, um der Entwicklung hin zum gläsernen Menschen entgegenzuwirken. Mit dem neuen Gesetz müssen wir künftig aktiv Ja sagen, wenn Unternehmen unsere Daten verwenden wollen. Halten sie sich nicht daran, drohen hohe Bussen. Fraglich ist, was die Folgen einer Missachtung dieses Gesetzes sind. Jüngste Beispiele bei Swisscom oder der CSS zeigten, dass Datenschutzskandale kaum Konsequenzen für Unternehmen hätten. Denn Verbrauchern seien die Folgen von Datenmissbrauch häufig nicht bewusst, und sie empfänden es als harmlos, ihre Daten preiszugeben, meint Ursula Uttinger.

Daten bedeuten Macht

Das erstaunt wenig. Denn wer nichts Böses tut, hat nichts zu verbergen. Wir sind uns oft wenig bewusst, dass der Besitz von Daten, zum Beispiel über unser Konsumverhalten, Macht zu haben bedeutet. Macht, um Menschen in ihrem Verhalten zu manipulieren oder gar zu diskriminieren. Es sei schwierig festzulegen, wo hier die Grenzen seien, sagt Ursula Uttinger. Auch die Datenschutzexpertin hat auf solch ethische Fragen keine abschliessende Antwort.

Bewusster Umgang mit den eigenen Daten

Fakt ist, wie Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass durch mehr Überwachung die Welt nicht sicherer geworden ist. So appelliert Uttinger: «Unsere Privatsphäre müssen wir verteidigen, wo immer möglich. Wir brauchen Transparenz und Selbstbestimmung über die eigenen Daten.» Die Medien würden immer öfter Datenschutz-Themen aufgreifen und übernähmen so eine wichtige Rolle in der Aufklärung. Letztlich sind aber wir selber gefordert. Ursula Uttinger: «Geht vorsichtig mit euren Daten um und überlegt euch, was ihr über euch preis geben wollt.»

Bild: staffordgreen on pixaby

Von |2018-08-29T12:53:47+02:0021. Juni 2018|Digital, Events|0 Kommentare

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