Diese Games haben Geschichte geschrieben

  • Blick über die Game-Messe

Einst spielten wir an Münzautomaten, dann zu Hause auf dem PC oder mit der Videospiel-Konsole und heute auf dem Smartphone. So wie sich die Hardware immer weiterentwickelt hat, erfinden Gamedesigner immer neue Spiele und Genres. Ihre Protagonisten sind heute Ikonen der Popkultur und oft bekannter als Filmstars aus Hollywood.

Was haben Super Mario, Lara Croft und die Sims gemein? Sie sind Helden, die Geschichte geschrieben haben. Am Themenabend «Spiele im digitalen Heute» des Frauennetzes Gossau zeigte Digitalexperte Guido Berger anhand 15 Games die wichtigsten Meilensteine in der Spielentwicklung der vergangenen fünf Jahrzehnte auf. Von «Tennis for Two aus dem Jahr 1958, dem ersten digitalen Game, über die in den 1970er Jahren populären Arcade-Spiele wie z.B. «Space Invaders» auf den münzbetriebenen Automaten – in Japan waren sie so beliebt, dass zeitweise die entsprechenden Münzen knapp wurden – bis zu den ersten Simulationsspielen wie «Little Computer People» (1985). Hier kümmert sich der Spieler um ein kleines Männchen, das sich durch eine Art Puppenhaus bewegt. Erstmals ist eine Interaktion, wenn auch eine sehr rudimentäre, mit dem Spielcharakter möglich. Damit ist dieses Spiel sozusagen der Urahn der heutigen Simulationsspiele wie «The Sims» und «SimCity» oder Strategiespielen wie «Civilization».

Spielen aus der Ego-Perspektive

In den 1990er Jahren kamen die ersten Schiessspiele wie Wolfenstein und sein Sequel Wolfenstein II: The New Clossus auf den Markt. Nicht nur hatten die Computer jetzt genügend Rechenleistung, neu war der Perspektivenwechsel. Man spielt jetzt aus Sicht des Protagonisten. «Der Effekt ist ganz anders, wenn wir so durch einen Raum gehen», sagt Guido Berger. Weitere Meilensteine in diesem Jahrzehnt waren die Veröffentlichung des ersten FIFA-Fussball-Games 1993 und von Tomb Raider, in dem mit Lara Croft erstmals eine Frau die Rolle der Heldin übernimmt. «Die Darstellung der Frauen in den Games hat sich seither aber geändert. Heute ist sie viel realitätsnaher und nicht mehr so sexualisiert», sagt Guido Berger.

Online gegeneinander antreten

Schliesslich eröffneten sich mit der Verbreitung des Breitband-Internets neue Möglichkeiten des Gamens. Um die Jahrtausendwende kamen die ersten LAN-Partys auf. Populär war etwa das Online-Taktik-Shooter-Game «Counter Strike» (2000). Im Spiel kämpfen zwei Teams gegeneinander. Sie müssen verschiedene Aufträge erfüllen, was das jeweils andere Team zu verhindern versucht. Lange blieb es das meistgespielte und bekannteste E-Sport-Spiel.

Spielen in einer gemeinsamen Welt

2004 wurde «World of Warcraft» als sogenanntes MMORPG-Spiel (Massively Multiplayer Online Role Playing Game) veröffentlicht. «Man spielt online in einer «shared world», alle befinden sich also in der gleichen Welt. So entsteht eine völlig neue Dynamik», sagt Guido Berger. Denn manche Aufgaben können nur im Team gelöst werden. Man müsse sich deshalb gut organisieren und eine genaue Zeit zum Spielen abmachen. «Ohne gute Funkdisziplin geht nichts, da man über ein Headset miteinander spricht und jeder seine Rolle kennen muss.»

In der Arena vor Live-Publikum Battles austragen

Ein weiteres wichtiges Genre sind seit den 2000er Jahren MOBA-Games (Multiplayer Online Battle Arena). Sie spielen im E-Sport eine zentrale Rolle und werden von Millionen von Spielerinnen und Spielern auf der ganzen Welt gespielt. Den Anfang machte «Defense of the Ancients» kurz «Dota». Die Spielidee: Zwei 5-köpfige Teams treten in Echtzeit auf einer symmetrischen Karte an. Ziel ist, das Hauptgebäude des gegnerischen Teams gegenüber zu zerstören. «League of Legends» gehört ebenfalls in diese Kategorie. Die LoL-Word-Championship 2017 in Peking war mit 80000 Zuschauerinnen und Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion von Peking das bisher grösste E-Sport-Turnier.

Mobiles Spielen auf dem Smartphone

Ein weiteres wichtiges Game in der Geschichte der digitalen Spiele ist «Minecraft» (2010). Hier baut man sich mit Blöcken, wonach immer einem der Sinn steht. Oft auch zusammen mit anderen. Seit rund acht Jahren werden immer mehr Spiele auf dem Smartphone gespielt. Nach wie vor ist «Clash Royale» eines der meistgespielten Games. Bei Frauen sehr beliebt ist «Candy Crush». «Das Smartphone hat die Industrie ganz schön durcheinander gewirbelt», sagt Guido Berger. Zum einen seien die Spiele anders gestaltet. Zum andern unterscheidet sich der Bezahlmodus. Games für den PC oder die Konsole kosten gerne um die 80 Franken. Smartphone-Games hingegen sind oft gratis, Zusatzleistungen wie weitere Leben oder benötigte Münzen kauft man gegen echtes Geld.

Hype um Fortnite Battle Royale

Das derzeit wohl beliebteste Spiel ist «Fortnite Battle Royale». Hier springen 100 Spielfiguren über einer Insel ab, suchen sich Waffen und Baumaterial und kämpfen gegeneinander. Sieger ist, wer als letzter übrig bleibt. «Ein sehr variables und taktisch interessantes Spiel», urteilt Guido Berger. Aber auch eines, bei dem der Anfänger zuerst unten durch muss.

Digitale Games als Kulturgut

Heute sind digitale Games eine anerkannte Medienform. Der Bund bezeichnet sie in einem im März 2018 veröffentlichten Bericht als digitale Kulturgüter. Mit mehreren Massnahmen will er die Branche in der Schweiz fördern. Und wer mit dem Beruf des Gameentwicklers liebäugelt, der findet in der Schweiz mittlerweile mehrere Ausbildungsmöglichkeiten bis hin zum Bachelor- und Masterstudium in Game Design.

Bild: Fortnite an der wichtigsten Game-Messe, der Electronic Entertainment Expo, in Los Angeles. (by Sergey Galyonkin)

Von |2018-08-29T09:02:53+02:0028. April 2018|Digital, Events, Wirtschaft|0 Kommentare

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